Verkehrte Welt – Dax performt nach Brexit schlechter als FTSE und ist eigentlich spottgünstig
Die Panik nach dem Brexit der Engländer war an den Kapitalmärkten deutlich zu spüren. Die Anleger sind dabei völlig auf dem falschen Fuß überrascht worden, da noch am Tag vor dem Brexit die Märkte über drei Prozent positiv performt haben. Zeitweise fiel der DAX am Tage nach dem Brexit um zehn Prozent. Selbstverständlich wurde auch der englische Index (FTSE) von dieser Bewegung jedoch nicht verschont.
Allerdings schauen wir uns die Entwicklung bis zum heutigen Tag mit dem nötigen Abstand mal an. Der FTSE liegt mittlerweile wieder über dem Ausgangswert – anders als beim DAX. Das ist doch der pure Wahnsinn oder? Wer hat denn den Ausstieg aus der EU erklärt? Etwa Deutschland? Jeder weiß, dass dies nicht wirklich rational war und ist.
Aus meiner Sicht herrscht demnach beim DAX eine klassische Unterbewertung. Ich kann auch erklären warum ich dieser Meinung bin. Es liegt vor allem am Kurs-Gewinn-Verhältnis und an den Anlagealternativen des Marktes.
Was ist denn eigentlich das KGV? Beim KGV wird der Kurs der Aktie in Relation zu dem für den Vergleichszeitraum gegebenen bzw. erwarteten Gewinn je Aktie gesetzt. Ein KGV von 12,5 entspricht somit einer Rendite von acht Prozent. Wenn eine Aktie 200 Euro kostet, stehen ihr 16 Euro Gewinn pro Aktie gegenüber. Rein theoretisch könnte somit der ganze Gewinn, welchen den Aktionären zusteht, auch ausgeschüttet werden und dann würde die so genannte Dividendenrendite gleich der Gewinnrendite sein. Dies passiert allerdings nur selten.
Doch welches KGV ist günstig und welches ist zu teuer?
Betrachten wir uns nun mal die langfristige Gewinnrendite von amerikanischen Aktien seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Inflationsbereinigt, dies haben Untersuchungen gezeigt, erreichten diese eine durchschnittliche Rendite von 6,6 Prozent, wenn man auch die Dividenden mit berücksichtigt. Dies würde einem KGV von 15 entsprechen. Der DAX im übrigen weißt eine ähnliche Rendite seit 1965 auf. Vor Abzug der Inflation liegt die Gewinnrendite bei 7,8 Prozent.
Nun wissen Sie bereits, warum ich der Meinung bin, dass der DAX aktuell unterbewertet ist. Mit einem KGV von ca. zwölf liegt er somit deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt und scheint gefühlt günstig zu sein. Doch noch viel interessanter ist, wenn man in die Betrachtung den aktuellen Zins- und Anleihemarkt mit einbezieht. Zinssätze auf Sichteinlagen und Sparbücher liegen aktuell meistens bei null, die von Bundesanleihen bereits sogar negativ. Erinnern wir uns an die Dotcom-Blase (Anfang der 2000-er Jahre) mal zurück. Zum damaligen Zeitpunkt waren Anleger bereit in den DAX zu investieren, wobei die Rendite gerade einmal drei Prozent lag, obwohl zum gleichen Zeitpunk der sichere Hafen der Bundesobligationen noch eine Rendite von 5 Prozent gebracht hätten. Heute haben die meistens deutschen Investoren die Angst in den Sachwert der Aktie zu investieren, obwohl die Gewinnrendite bei acht Prozent liegt und Bundesanleihen negative Zinsen einbringen.
Wer also diese genannten Fakten einfach mal völlig rational betrachtet, der sieht, dass der DAX derzeit absolut fair bewertet ist und im Vergleich zu aktuellen zu angebotenen Zinssätzen so günstig ist wie selten zuvor.