Pflegestärkungsgesetz – Arbeitnehmer bekommen bis zu zehn Tage bezahlte Auszeit
Die Menschen in Deutschland werden immer älter und die Zahl der Pflegefälle steigt. Bis zum Jahr 2020 werden laut Bundesministerium mindestens drei Millionen Menschen pflegebedürftig sein.
Seit Januar 2015 ist das entsprechende Gesetz in Kraft getreten. „Die Angehörigen sind der größte Pflegedienst der Nation“, sagte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Carola Reimann der Passauer Neuen Presse. Arbeitnehmer sollen bei einem plötzlichen Pflegefall in der Familie künftig zehn Tage lang im Job pausieren können und bis zu 90% ihres Nettoeinkommens aus der Pflegeversicherung erhalten. Mit Einführung der sogenannten Familienzeit besteht außerdem in Betrieben mit mehr als 15 Beschäftigten ein Rechtsanspruch darauf, sich zur Pflege von Angehörigen sechs Monate ganz freistellen zu lassen und bis zu 24 Monate auf mindestens 15 Wochenstunden zu reduzieren. Für die Zehn-Tage-Auszeit genügt bereits eine ärztliche Bescheinigung.
Neu ist auch, dass der Bund der Pflegenden ein zinsloses Darlehen für die Zeit gewährt. Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände kritisiert das Gesetz. Mit dem Rechtsanspruch auf Pflegezeit werde „ein weiterer befristeter Teilzeitanspruch geschaffen, der kostenträchtige und nur schwer handhabbare Regelungen bedeutet“. Zudem sei „kein neues bürokratisches Gesetz notwendig“. Die Unternehmen unterstützten Mitarbeiter mit pflegebedürftigen Angehörigen schon heute durch individuelle Regelungen, hieß es.
Größte Sorge der Deutschen
Zum Pflegefall zu werden, ist schon für sich genommen eine beängstigende Vorstellung. Der Familie dabei zur Last zu fallen, ist für die Deutschen unter 60 Jahren eine Horrorvorstellung. 85 % fürchten nichts mehr als Pflegebedürftigkeit, 83 % haben Angst davor, ihre Angehörigen zu belasten, und 76 % fürchten, den Kindern finanziell auf der Tasche zu liegen. Damit rangiert das Thema Pflege auf Platz eins der größten Sorgen – laut der Continentale-Studie 2014 noch vor Krankheit, Altersarmut und Arbeitslosigkeit. Konsequenterweise halten die Deutschen es für sehr notwendig, finanziell vorzusorgen.
Dieser Beitrag stammt aus den „GEWERBENEWS“ der AachenMünchener Versicherung AG